Superman / Doppelleben / Fiktion/Realität / moderner Mythos / Comic / Kino / Fernsehen


Alexander Kolerus

Superman zwischen Mist und Mythos – Die Karriere eines amerikanischen Helden

Abstract: Die Tage des amerikanischen Comic-Superhelden sind bei weitem noch nicht gezählt. Seit seiner Erfindung hat es Superman stets verstanden, sich dem aktuellen Zeitgeist anzupassen und zu überleben. Die Zählebigkeit des Trivialen beschert dem 20. Jahrhundert einen modernen Mythos, der sich mit Sicherheit auch noch in das nächste Jahrtausend retten wird.

Im Rahmen der Frage nach Kriterien für die Unterscheidung von Fiktion und Realität gibt es wohl kaum ein schmackhafteres Schema als das des amerikanischen Comic-Superhelden. Die Grenze zwischen Banalität und Mythos zieht bisweilen recht absurde Bahnen, und im Falle von Superman, Batman und Co. zerschneidet sie gar den Menschen selbst mittendurch. Es handelt sich um Außenseiter, psychisch, körperlich oder genetisch verstümmelte Freaks, die ihre Existenz auf der Erde mittels eines Kunstgriffes zu meistern suchen, der längst zur Legende geworden ist: das Doppelleben.

Bruce Wayne, ein auf Wohltätigkeitsveranstaltungen gern gesehener, in biederen Strickwesten golfender Multimillionär, streift nächtens als dunkler Ritter durch die Straßen der stilisierten Metropole Gotham City, um das Verbrechen zu bekämpfen. Seine Methoden sind recht robuster Natur: handfeste Schlägereien, Intermezzi mit Handfeuerwaffen und Fleischerhaken, Auseinandersetzungen mit genmanipulierten Ungeheuern und größenwahnsinnigen Superschurken sind an der Tagesordnung. Und Batman kennt keine Gnade, denn sein Antrieb ist der pure Haß. Der Haß auf die Mörder seiner Eltern, deren Tod er als kleiner Junge mit ansehen mußte. Der tagsüber gesellschaftlich voll integrierte Sunnyboy verbirgt die Konsequenzen seines Traumas hinter einer Maske: Brutalität, Skrupellosigkeit, die Überlegenheit primitiver Körperkraft und der unstillbare Durst nach Rache. Doch alles im Dienst der Gerechtigkeit und des Guten. Die Disziplinierung des Triebhaft-Affektiven durch den moralischen Kodex läßt einen Vergleich mit den Helden mittelalterlicher Ritterepen als durchaus angebracht erscheinen. Batman besitzt keinerlei übernatürliche Kräfte. Er ist ein Mensch. Und als solcher muß er die Welt und sich selbst vor seiner dunklen Seite beschützen. Niemals darf sie außer Kontrolle geraten. Er muß diejenigen Dinge verstecken, die ihn vom Rest der Menschheit unterscheiden, um nicht unterzugehen.

Als Prototyp des Comichelden muß jedoch nach wie vor Superman gelten. Der Außerirdische Kal-El reist als Baby in einer Raumkapsel vom fernen Planeten Krypton an, findet liebevolle Aufnahme bei der kinderlosen Familie Kent und erhält den irdischen Namen Clark. Er wächst im amerikanischen Nest Smallville (!) auf und merkt sehr schnell, daß er sich von seinen Altersgenossen unterscheidet. Bereits als Winzling macht Clark für seinen Ziehvater den Wagenheber überflüssig, erzielt beim Sprinten wahrhaft übernatürliche Zeiten, mistet in herkulesgleicher Eleganz und Geschwindigkeit die väterliche Scheune aus, drückt mit dem Daumen Nägel in die Wand und ersetzt auf der elterlichen Farm das volle Spektrum an Haushaltsgeräten. Doch Eben Kent bringt seinen Adoptivsohn dazu, seine Fähigkeiten stets geheimzuhalten. So bleibt es dem pubertierenden Clark beispielsweise verwehrt, zum Footballstar seiner Schule aufzusteigen. Denn Vater Eben ist ein weiser Mann: "Ich weiß, daß es einen ganz bestimmten Grund dafür geben muß, daß du bei uns bist. Ich kenne diesen Grund nicht. Aber er besteht mit Sicherheit nicht darin, einen Touchdown zu machen."

Nach dem Tod seines Adoptivvaters geht der 25jährige Clark zunächst auf Wanderschaft, um seine Herkunft zu ergründen. Im asketischen Szenario einer Eiswüste entsteht aus einem in der Raumkapsel mitgeführten Kristall ein gläserner Palast. Die holographische Projektion des leiblichen Vaters Jor-El unterweist den Jüngling dort in sämtlichen ritterlichen Tugenden sowie im vollständigen Gebrauch der ihm eigenen Superkräfte. Er lernt das Fliegen, den Röntgenblick, das kolossale Pusten, wie man die Geschichte verändert und viele andere nützliche Dinge. Zuguterletzt offenbart Vater Jor-El dem Sohn dessen Bestimmung. Diese sei es nämlich, (wer hätte das gedacht) für das Gute zu kämpfen, die Menschen auf den rechten Weg zu führen und ihnen beizustehen. Sein Abschlußdiplom erhält Clark in Form eines aus den Farben der amerikanischen Flagge zusammengewürfelten, enganliegenden Arbeitsanzuges. Dieser ist, wie Clark selbst, aus kugelsicherem und überhaupt unzerstörbarem Stoff zusammengenäht und es gilt bis heute als Mysterium, wie Mrs. Kent es vollbracht hat, bei der Anfertigung des outfits die Nadel hindurchzustoßen.

So weit, so gut. Dermaßen ausgerüstet begibt sich Clark in die Großstadt Metropolis und bekommt eine Stelle als Reporter beim Daily Planet. Hier treten die restlichen Hauptfiguren hinzu, die Superman fortan durch sämtliche Episoden begleiten werden: die beinharte Karrierereporterin Lois Lane, der ebenso bärbeißige wie integere Vollblutzeitungsmann und Herausgeber Perry White, der putzige Praktikant Jimmy Olsen, der ständig auf seine große Chance wartet und schließlich Inspektor Henderson vom Metropolis Police Department. Henderson, obgleich ein überaus fähiger Kriminalist, gibt bezüglich polizeilicher Grundübungen wie etwa Tätersuche oder Verbrechensaufklärung eine eher kümmerliche Vorstellung. Um mit Tim Brooks zu sprechen: "Inspector Henderson of the Metropolis Police Department was hard-working, but somehow never managed to solve a case without the help of superman, the Planet staff, or both."

Der Stählerne hat zunächst mehrere unspektakuläre Einsätze zu absolvieren: Handtaschendiebstähle, Einbrüche, Banküberfälle, abstürzende Hubschrauber und defekte Hydranten stellen mäßige Prüfsteine bereit. Dieses Cape wurde zu Höherem geschaffen. In logischer Konsequenz kommt es zum Auftritt diverser Superschurken. Etwa der größenwahnsinnige Lex Luthor, der plant, die amerikanische Westküste jenseits des St.-Andreas-Grabens im Meer versinken zu lassen, um das zuvor aufgekaufte Wüstengebiet als "Costa del Lex" bewirtschaften zu können. Eben jener Luthor ist es auch, der die von Superman so gefürchtete Substanz Kryptonit als Waffe entdeckt. Doch man wächst mit der Herausforderung. Auch der kurzzeitige Verlust seiner Kräfte kann den Helden nicht daran hindern, erfolgreiche Gegenmaßnahmen auszuführen. Er hat nämlich nicht nur Muskeln, sondern obendrein auch noch Hirn.

Die erste Comic-Version, erfunden von den Teenagern Jerry Siegel und Joe Shuster, blieb anfang der dreißiger Jahre zunächst erfolglos. Nach dem Erscheinen des ersten Comicbuches 1938 begann Superman alias Clark Kent seinen Siegeszug durch die Medien. Es folgten eine 28 Jahre andauernde Fortsetzungsserie in einer Zeitung, eine Hörspielversion im Radio, 17 Zeichentrickfilme, ein Kinofilm (1951) und eine Schwarzweiß-Fernsehserie in den fünfziger Jahren mit George Reeves in der Titelrolle. Bei dieser Serie handelte es sich um eine Billigproduktion. Die Schauspieler trugen stets dieselben Kostüme, Aufnahmen des fliegenden Superhelden (er hing an Schnüren) wurden lediglich ein paarmal abgedreht und immer wieder in anderen Folgen wiederholt, um Geld zu sparen und Zeit zu schinden. Das Wechseln der Flugrichtung in einer Szene wurde bewerkstelligt, indem man den Film umdrehte. Als Ergebnis bot sich das S auf des Helden Brust spiegelverkehrt dar.
Es ist besonders eine, sich in praktisch allen Folgen dieser Serie wiederholende Sequenz, die für Millionen von Amerikanern bis heute als Mythos gilt: ein Gangster feuert mit einem Revolver auf George Reeves, der die Schüsse in maximalmännlicher Pose – Fäuste in die Hüften gestemmt und geblähte Brust – gelassen entgegennimmt. Der Angreifer schießt das Magazin leer, schleudert in seiner Verzweiflung den Revolver.....und Superman – duckt sich. Und es gibt wohl keine andere Szene, die die Bedeutung dieses Helden als amerikanisches Nationalsymbol bzw. als Personifikation der gesamten handelnden westlichen Welt köstlicher pointiert als eben diese. Angesichts der offensichtlichen Tatsache, daß Superman von vornherein als politisches Symbol designt wurde, sei es erlaubt, eine solche Szene als argen Schnitzer zu bezeichnen. George Reeves starb am 16. Juni 1959. Die Identifikation mit der Comicfigur hatte es ihm unmöglich gemacht, andere Rollen zu bekommen. Schließlich schoß er sich selbst in den Kopf. Superman lebte weiter.

Die Bearbeitungen des Superman-Stoffes zeichnen sich mit den Jahren durch ein ständig wachsendes Maß an Selbstironie aus. Schon die späteren Folgen der ursprünglichen Fernsehserie scheinen mehr auf kapitale Lacher abzuzielen denn auf spannende Unterhaltung. Eindeutig wird diese Tendenz mit den kostspieligen Kinoverfilmungen der späten Siebziger. Christopher Reeve (trotz der Namensähnlichkeit besteht zwischen ihm und George Reeves nicht die geringste Verbindung. Es ist jedoch bezeichnend, daß sich beide Namen lediglich durch den Buchstaben S unterscheiden) begründet durch die Rolle seinen Weltruhm. Die Hinwendung zur Komik wird spätestens hier unübersehbar. Die unspektakuläre Brille, die George Reeves als Clark Kent zur Schau trug, ist in Superman – The Movie und den Nachfolgeproduktionen einem übergroßen, vollends lächerlichen Gestell gewichen. Clarks Tolpatschigkeit erreicht wahre Slapstick-Dimensionen. Die schulmeisternden Statements nach vollbrachter Heldentat sind ohne Ironie gar nicht mehr denkbar (etwa nach der Rettung eines abstürzenden Hubschraubers: "Fliegen ist statistisch gesehen noch immer die sicherste aller Fortbewegungsarten.") und die allseits mitschwingende Menschenliebe des Helden wird bis an den Rand der Absurdität ausgebeutet (Clark Kent verwandelt sich in einem Fotoautomaten in Superman, wird dabei fotografiert und findet noch Zeit, das Bild einem kleinen Jungen zu schenken, bevor er zur Rettung eines verunglückten Autofahrers schreitet.). Christopher Reeve blieb nach einem schweren Reitunfall querschnittsgelähmt. Seither wird er regelmäßig bei Oscarverleihungen vorgeführt, ein leibhaftiges Symbol des ungebrochenen Willens. Das Superman-Image ist er bis heute nicht losgeworden. Es erhält doch jegliche Komik erst die nötige Spannkraft, indem sie ein ausreichendes Maß an Tragik zu ihrer Unterlage macht.

Die neunziger Jahre erleben Superman als smarten Sunnyboy. Die Fernsehserie The Adventures of Lois and Clark (erstmals ausgestrahlt in den Vereinigten Staaten am 12. September 1993) erlöst den Helden nahezu gänzlich vom angestaubten Moralzeigefinger. Man setzt auf Erotik. An der Seite der muskulösen Gelfrisur Dean Cain brilliert die naiv anmutende Sexbombe Teri Hatcher. Die Lovestory steht eindeutig im Mittelpunkt. Lois, den schmachtenden Blick regelmäßig gen Himmel bzw. Cape gerichtet, kommt hinter Clarks Geheimnis, sie verlieben sich und heiraten. Das klassische Erzählschema "Lois-ist-in-Schwierigkeiten-und-Superman-kommt-in-letzter-Minute-angeflogen" erhält vor diesem Hintergrund durchaus zusätzliche Würze.

Die Medienkarriere des Man of Steel ist eine beachtliche. Der ursprüngliche Comicheld hat bis heute nahezu alle denkbaren Präsentationsformen durchlaufen. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Fernsehserien, Filmen und Hörspielen gibt es Biographien, Romane und sogar ein Theaterstück. Unbestätigten Gerüchten zufolge plant Hollywood zur Zeit einen neuen Kinofilm mit Nicolas Cage in der Titelrolle. Comic-Strips generell, so sind sich Experten wie Liebhaber einig, hätten ohne Superman niemals die öffentliche Bedeutung erlangt, die sie mittlerweile besitzen. Das Medium verdankt hier dem Inhalt seine eigene Popularisierung. Die mediale Vielfalt des Superhelden gebiert oft spaßige Effekte. Die verschiedenen Darstellungen weichen voneinander ab, widersprechen, ergänzen oder rechtfertigen sich bisweilen gegenseitig. Die Motive reichen von der stillschweigenden Bereinigung winziger Unstimmigkeiten bis zur Korrektur haarsträubender Regiefehler. Auch die Durchgängigkeit des jeweils eigenen Plots mag oft genug als Kriterium für eigenmächtige Änderungen der Originalstory gedient haben. So steht die Superman-Forschung bis heute vor zahllosen Rätseln. Etwa das bereits erwähnte Geheimnis des unzerstörbaren Anzuges. Neuere Theorien rechtfertigen diesen Sachverhalt mit der Behauptung, der Held bilde um seinen Körper ein Kraftfeld, dessen Ausdehnung nur wenige Millimeter betrage. Alles, was in dieses Kraftfeld eindringt, nimmt Supermans Eigenschaften an und wird somit auch unzerstörbar. Dies würde schließlich auch erklären, warum Lois neben Superman auf selber Höhe fliegt, obwohl dieser sie doch lediglich an der Hand hält. Oder die verblüffende strukturelle Stabilität der von ihm durch die Luft transportierten Gegenstände. Da wird schon mal eine Mittelklasse-Segelyacht am Außenborder angehoben, ein Hubschrauber an einer Kufe oder ein zuvor mittels Superpuste eingefrorener See mit einer Oberfläche von mehreren Quadratkilometern am dünnen und daher, so sollte man doch meinen, um so fragileren Rand. Die dichterische Narrenfreiheit sei unbeschnitten. In der Welt der Comichelden zeitigt sie jedoch bisweilen bizarre Kristallisationen.

Kern und Motor der Superman-Figur ist das von ihm geführte Doppelleben. Der Übermensch ist kein Teil unserer Gesellschaft, er kommt gar explizit von einem anderen Stern und seine Fähigkeiten scheinen ihm ein normales Leben unter gewöhnlichen Menschen unmöglich zu machen. Um ohne größere Komplikationen unter uns treten zu können, muß der Held ein Repertoire an Defekten simulieren: Sehschwäche, Tolpatschigkeit, Naivität, Feigheit etc. Er verbirgt also seine Perfektion als Menschheitsideal: physisch und psychisch maximal entwickelt, hochmoralisch, stets souverän, kinderlieb, unbestechlich, Antialkoholiker ("ich trinke nie, wenn ich fliege"), Nichtraucher (!). Superman steht der Welt als Führerfigur in ihrem Entwicklungsprozeß zur Seite, er verkörpert das perfekte Wesen, er ist das, was jeder sein will – und somit uns allen uneinholbar voraus. Die Kluft zwischen Realität und Ideal wird anhand der Tatsache deutlich, daß der Supermensch sich verbergen muß. Er ist an die Realität nicht anschlußfähig, zu groß sind noch die Unterschiede. Und so bleibt er dazu verurteilt, über uns am Himmel seine Bahnen zu ziehen, damit wir nicht vergessen, stets nach oben zu streben. Während ein Bruce Wayne seine sozialen Defekte verbirgt und des Nachts als Batman in Eruptionen brachialer Gewalt instrumentalisiert, verhält es sich mit Superman genau umgekehrt. Er verbirgt seine Unfehlbarkeit. In seiner Perfektion bleibt er sozial vollständig isoliert, die personifizierte Selbstlosigkeit als Super-Asket. Der Effekt ist wohl die sympathischste aller denkbaren Tragiken, der arme Junge kann ja nichts dafür. Schließlich verleiht die Lovestory mit Lois Lane der den Helden ohnehin schon arg strapazierenden Spannung eine fast schon perverse Dynamik. Ist doch der Umstand, daß Lois sich in Superman verguckt und den ebenso offensichtlich wie verzweifelt bemühten Clark links liegen läßt mit Sicherheit die voyeuristischste, ja bösartigste der hier denkbaren Konstellationen. Insbesondere die Bearbeitungen der 90er Jahre demontieren dieses eindeutig dem Ritterroman entliehene Motiv wenn nicht vollständig, so doch spürbar. Lois und Clark/Superman sind fortan ein Liebespaar und bilden eher ein Team a la "Moonlightning" denn die Verkörperung zwischenmenschlicher (bzw. –übermenschlicher) Tragik. Der zuvor kommentarlos übernommene sittliche Kodex wir reflektiert und dem Leben angepaßt, das Ergebnis ist ein gesteigertes Selbstbewußtsein der Figuren, die aus ihrer idealischen Erstarrung fallen. Warum soll man es sich auch unnötig schwer machen? Der Preis dieser Tendenz besteht freilich im endgültigen Verzicht auf die starke politische Symbolik der 50er Jahre. Aus der Not wird eine Tugend gemacht: man setzt auf Humor. Und Superman, wenngleich immer noch "Metropolis" als Revier beanspruchend, erhält einen kräftigen provinziellen Beigeschmack, dies wohl auch als Nebenwirkung der schließlich schon fast dummdreist ins Werk gesetzten Ehe. Gespannt dürfen wir seither darauf warten, wann Clark sich denn wohl das erste Mal aufmachen wird, um "kurz Zigaretten" zu holen. Und wird er es im biederen Nadelstreif oder im körperbetonten Superhelden-Dress tun? Fragen über Fragen.

Was dem amerikanischen Kinogeschehen unserer Tage als allgemeine Tendenz zum Charakteristikum geworden ist, die Auflösung knallharter politischer Metaphoriken in zunehmender ironischer Autoreflexivität, läßt sich an der Mediengeschichte des Superman-Stoffes nahezu lehrbuchartig ablesen. Seien es die schon schmerzhaft selbstlos funktionierenden fiktiven Präsidenten in Wolfgang Petersens "Air Force One" oder Wolfgang Emmerichs "Independence Day", die postatomaren "Inlaws" der in eindrucksvoller Konsequenz stets aufs neue floppenden Megaproduktionen eines Kevin Costner (in diesem Fall stellt sich die Selbstironie freilich unfreiwillig ein) oder die schokoriegeldummen Kriegshelden in Paul Verhoevens "Starship Troopers", sie alle teilen das Schicksal des stählernen Helden: die unvermeidliche Flucht in Überzogenheit und Komik. Über die Ursachen einer derartigen Entwicklung mögen andere spekulieren. Beliebte Erklärungen wie der Verlust des klaren Feindbildes durch den Ostblock-Kollaps, die wachsende Sorglosigkeit im Design fiktiver Strukturen aufgrund der zunehmenden Medienpräsenz oder die Funktionsweise moderner Mythen treiben ja schon seit geraumer Zeit im deutschen Feuilleton ihr Unwesen. Und dem versierten Essayisten bietet sich hier zweifellos ein nahezu unbegrenzter Aktionsraum.



Anmerkung: Dieser Beitrag wurde nahezu ausschließlich im Internet recherchiert. Da die Glaubwürdigkeit der in diesem Medium publizierten Texte bisweilen noch auf wackligen Füßen steht, erhebt der Verfasser keinerlei Vollständigkeitsanspruch und ist dankbar für jeden Hinweis auf Abweichungen bzw. Fehler.



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